Habt ihr Euch noch nie die Frage gestellt, warum ist deutsches Kino nur so schlecht? Wer genießt nicht einmal gerne einen guten Film oder eine Serie. Was mich betrifft, bei der Genre bin ich nicht sonderlich wählerisch, solange es kein Heimatfilm oder ein Musical ist.
Meine Kriterien beschränken sich auf geistig anspruchsvolle Unterhaltung, doch darf es auch gerne mal Sciencefiction mit grünen Männchen, oder ein Horrorstreifen mit Gespenstern sein. Typisch amerikanisch mit sinnlosem Geballer, Verfolgungsjagden und dem Maximum an Todesopfern, das muss nicht sein. Wer nun folglich auf Filmrezensionen hofft, wird enttäuscht.
Bekannt sind mir außer Hollywood auch viele Exoten. Spanisches Kino hat ein besonderes Flair, französisches ist meist sehr emotional. Sogar russisches, israelisches, brasilianisches, indisches (ausgenommen Bollywood) und neuseeländisches. Deutsches Kino fällt auch darunter und ich ertappe mich meistens dabei, wie ich unbewusst bei einem interessanten Titel als nächstes das Produktionsland suche und einen deutschen Film gleich grundsätzlich ausschließe.
Deutsches Kino ist langweilig!
Man kann Deutsch-Filme in vier Stichworte zusammenfassen: Langweilig, klischeehaft, einfallslos, moralisierend. Klischeebepackte Darstellung der Schauspieler oder die Dialoge – und außerdem sind sie meist viel zu lange. Gefühlte zehn Mal wird alles ausgiebig erklärt, um irgendeinen Zusammenhang zu vermitteln. Flache Komik darf natürlich nicht fehlen.
Deutsches Kino belehrt, statt zu unterhalten
Es dreht sich um Moralvorstellungen und behandelt Themen, die aus der Tagesschau stammen. Seien sie politisch, gesellschaftlich oder wirtschaftlich. Zwischendrin immer wieder Elemente aus ollen Hollywood-Filmen, die willkürlich eingebaut und „langweilifiziert“ wurden. Deutsches Kino zeigt ungern das „echte Leben“.
Natürlich ist in Filmen so ziemlich alles unecht, aber sogar der durchschnittliche Hollywood-Streifen, getreu dem Prinzip „Daddy hat die Welt gerettet“, zeigt Hauptdarsteller im gewöhnlichen Alltag – in einer herkömmlichen Umgebung.
In deutschen Streifen sieht man meist edle Villen in besser-situierten Wohngegenden, nur Oberklassefahrzeuge oder Szenen aus dem Berufsalltag, die absolut irreal wirken. Jeder ist Chef und selbst die wenigen Untergebenen sind Führungskräfte mit Einzelbüro und Dienstwagen.
Das Böse wirkt nicht bedrohlich, das Gute nicht heroisch, beides seicht wie Yoga. Das Kamerabild ist meist zu hell, zu freundlich für einen Krimi, zu kontrastarm für ein Drama. Effekte sucht man vergebens und wenn man ein richtig schlechtes Exemplar erwischt hat, fangen die Schauspieler auch noch an zu singen.
Zur Krönung fehlt nur noch ein Bergdoktor, der mit einer Hauptprotagonistin eine klischeehafte Romanze beginnt.
„Bitte kein Deutsch-Film!“
Wenn man einen Deutsch-Film bis zum Ende durchgestanden hat, kommen massenhaft Fragen auf: Was war die Kernaussage des Streifens? Gab es einen Höhepunkt? Da waren Handlungsabschnitte, die gar nicht beendet wurden und völlig sinnlos erscheinen! Plötzlich versteht man, wieso der Stuttgarter Roland Emmerich erst in die USA gehen musste, um seine Ideen umzusetzen. Trash-Filme gibt es international.
Die USA produzieren nicht weniger Müll, aber wenig davon kommt zu uns über den Atlantik. Dennoch bleibt eine Tatsache, dass man einen deutschen Film auch ohne den Vorspann mit Namen gesehen zu haben, schon in den ersten Minuten identifizieren kann. Ich muss zugeben, dass ich viele davon nicht einmal bis zur Hälfte ertragen konnte. Nur um einige zu nennen: 1 1/2 Ritter, Penetration Angst, Kokowääh, Heil, Zweiohrküken und zu guter Letzt Fack ju Göhte.
Til Schweigers Honig im Kopf war in Deutschland recht beliebt, trotzdem er auf IMDB gerade einmal sechs von zehn Punkten erreicht. Grund genug für Til, den Film mit Nick Nolte in die USA zu adaptieren (Head Full Of Honey). Das ging gänzlich schief, der Streifen wurde von den Kritikern zerrissen, schnellstens abgesetzt und fristet mit kläglichen drei von zehn Punkten sein Dasein.
Tatort
Es gibt wohl kaum jemanden, der Tatort nicht kennt. Tatort ist zwar eine Serie, zählt für mich aber zur gleichen Tragödie. Mit Millionen Zuschauern aber ein sehr erfolgreiches, deutsches TV-Format.
Seit 50 Jahren sehen wir die gleiche Handlung, die selben Ermittlungsstrategien, den selben Ehekrach, die selben seichten Tatmotive, die selben abgedroschenen Flachwitze der Kommissare, die ewig gleichen Stereotypen, Klischees und das alles auch noch stark politisch behaftet – wie der Wind eben gerade weht. Immer wieder auf ein neues, nur in anderer Location mit unterschiedlichen Schauspieler-Teams. Mit den Jahren litt die Spannungskurve dramatisch.
Gut gegen böse, jeder weiß wie es enden wird. Der Erfolg des Formats beruht meiner Meinung nach nur auf dessen Kultstatus. Durchaus hatte der Tatort unter Schimanskis Hand einiges zu bieten – vor allem Spannung, eine passende Atmosphäre und besonders keine dauernd pöbelnden Ermittler mit Klugschei*er-Manier.
Es ist schon frustrierend, wenn das altbekannte Intro mit seiner spannungserregenden und Nervenkitzel anregenden Musik ertönt und das alles schnell in einer gehaltlosen Moralpredigt endet.
Zur Krönung kam irgendwann plötzlich kam Til Schweiger daher, der das gähnende Langeweile mit bekannter Schwarzenegger-Manier versah. Nein das kam bei den meisten nicht gut an, meiner Meinung nach aber das letzte Zucken einer Serie, die längst hätte beerdigt werden müssen.
Alles nur subjektiv?
Natürlich, alles ist subjektiv. Aber welche deutschen Filme finden wir auf der Weltbühne? Das können wir kurz fassen, denn sogar die meisten Deutschen mögen deutsches Kino nicht. Das Boot aus dem Jahr 1981 von Wolfgang Petersen, einer der bekanntesten Filme Deutschlands und sogar international.
Ich war etwa 16, als ich den Film erstmals irgendwann Abends zur Primetime sah. Die Handlung authentisch, die Schauspieler professionell, genau wie die Szenen und Requisiten. Besonders die Effekte sind für den Anfang der 80er-Jahre atemberaubend. Der Film zeigt reale Hintergründe, ein Zeitbild, in das man sich ohne Probleme hineinversetzen kann, schwächelt nicht an Spannung, einem Höhepunkt und nicht einmal „ahnt“ man, was als nächstes passieren könnte.
Man muss nicht an der Thematik des Films interessiert sein, um Das Boot als guten Film zu klassifizieren. Einen Film, den man wieder sehen möchte und der auch nach unzähligen Malen noch nicht „ätzend“ wirkt.
Es gibt auch noch ein paar mehr: Der Untergang hat es ebenso in die Welt hinaus geschafft. Ebenso die Netflix-Serie DARK aus deutscher Regie. Goodbye Lenin und Das Leben der Anderen sind auch zu finden. Unter den wirklich bekannten war es das aber leider schon und es bleibt eine Feststellung: Die meisten deutschen Filme floppen im Ausland.
Ursachen
Die Gründe sind leicht ausgemacht. Das Hauptproblem ist die Filmförderung. Durch sie haben Produzenten leichtes Spiel, denn egal was sie drehen, sie bekommen sowieso ihr Geld.
Produktionsunternehmen greifen auch am liebsten auf Schauspieler zurück, deren Bekanntheitsgrad Einnahmen garantiert. Darum kommen wir an Til Schweiger und Matthias Schweighöfer nicht vorbei. Zudem bekommen Neuzugänge nur wenig Chancen.
Durch die Rotstift-Mentalität haben Talent und Kreativität ohne Studium und Referenzen keine Chance – ein typisch deutsches Problem. Oft sind es aber auch Kostengründe. Je nachdem was produziert werden soll, ist die Drehzeit nur auf etwa 20 – 25 Tage beschränkt, während es in Hollywood zum Vergleich meist mehrere Monate bis Jahre sind.