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Warum Bargeld die bessere Option ist

Bargeld ist eines der ältesten Tauschobjekte der Menschheit. Geschichtlich ist nicht genau überliefert, wann Geld in Form von Münzen erstmals auftauchte, doch wissen wir, dass schon die Sumerer über 1.000 Jahre v. Chr. Preise für ihre Waren nannten. Bargeld ist heute in den meisten Ländern der Welt das Zahlungsmittel für Waren und Dienstleistungen.

Vermehrt lesen wir Meldungen, die auf die schnelle Abschaffung des Bargelds drängen. Bargeld ist nicht mehr zeitgemäß, umständlich in der Handhabung und leicht zu fälschen. Mit einem Schlag wäre Schwarzarbeitern und Fälschern das Handwerk gelegt. Der digitale Euro soll die Bezahlmethode der Zukunft sein. Egal ob App oder Karte, Hauptsache digital.

Vorbild Schweden?

Bis 2023 wollte Schweden komplett bargeldlos sein. Alle Transaktionen verlaufen dann nur noch digital über Kredit- und Debit-Karten, Internetdienste oder mit einer App. Meisten Diskussionen wird Schweden als Vorbild angeführt und gilt als Vorreiter für die digitale Zukunft. Während Kritiker feiern, dass acht von zehn Schweden nur noch digital bezahlen, bleibt in der Argumentation kläglich vernachlässigt, dass sie auch gar keine andere Wahl haben. So bezahlen schwedische Banken zur Umsetzung unter anderem gar kein Bargeld mehr aus.

Während Bargeldgegner noch jubeln, ruderte Schweden aber längst wieder zurück und bietet nach wie vor einen „hinreichenden Bargeldservice“ an.

Cash Rebellion

Wer in bar bezahlt, hat etwas zu verbergen, hieß es in Schweden. Wer Geld auf der Bank einzahlt, muss sogar erklären, woher es stammt. Kriminalisierung und Ideologisierung haben zugleich zwar ganze Arbeit geleistet, doch inzwischen sprechen sich von der einstigen Mehrheit nur noch 25 Prozent der Schweden positiv gegenüber der bargeldlosen Gesellschaft aus.

Unter der Bezeichnung Cash Rebellion formiert sich Widerstand und die Zahl der Skeptiker wächst sogar unter Ökonomen. Sie warnen das Land vor einer Negativspirale, sehen die Gefahr der Destabilisierung und beginnen die Folgen der Negativzinsen für die digitale Krona zu erkennen.

Vorbild USA?

In den USA werden Cent-Beträge am Hotdog-Stand mit der Kreditkarte bezahlt und sogar der Bettler trägt einen Kartenleser mit sich.

Während die Amerikaner ihre Rechnungen auch im 21. Jahrhundert oftmals per Scheck bezahlen, ist das Einkaufen mit der Kreditkarte in den Vereinigten Staaten gängig – Überweisungen oder Lastschriften eine Seltenheit. Ebenso ist es gängig, dass amerikanische Kunden bis zu drei Kreditkarten besitzen. Wurde das Limit der einen ausgereizt, wird die nächste Karte gebraucht.

Bei uns in Europa sind Schecks kaum noch gebräuchlich, das Kreditkartensystem kennen wir nur mit monatlichem Ausgleich. Entweder alles zum Monatsende, oder auf Raten mit kräftigen Zinsen. In den USA hingegen ist es üblich, Schulden über Monate und Jahre aufzuhäufen und laufend mit offenem Ende in Kleinbeträgen zu begleichen – natürlich ebenfalls mit Zinsen. So können sich Kunden viele Waren und Dienste „leisten“, die sie sich eigentlich nicht leisten können. Hieraus und aus dem Einsatzgebiet der Kreditkarten wird ersichtlich, dass die Amerikaner ihre Karten nicht der einfachen Handhabung lieben und weil es so modern wie praktisch ist, sie machen bewusst Konsumschulden.

Cash only!

Sorry liebe Bargeldgegner, die Kreditkarte ist in den USA zwar die am häufigsten akzeptierte Methode, aber unter amerikanischen Verbrauchern bleibt „Cash“ die beliebteste Bezahlmethode und verzeichnet weiterhin Wachstum.

In den Argumentationsschlachten gegen das Bargeld wird oft nicht zwischen der am meisten akzeptierten und der am meisten verwendeten Bezahlmethode unterschieden. Und mindestens so häufig wie Restaurants, Geschäfte und Straßenstände in den USA tatsächlich auch bei Kleinbeträgen Kartenzahlungen akzeptieren, akzeptieren viele auch nur: „Cash only!“ – Nur Bargeld! Die Tendenz dazu steigt seit der Finanzkrise 2008 und den wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 sogar wieder, denn viele Gläubiger wollen sich nicht mit Forderungen durch ungedeckte Kreditkarten oder geplatzten Schecks ärgern.

Während zwischenzeitlich auch in Deutschland die Verwendung von Barem immer öfter mit Steuerhinterziehung, Drogen, Geldwäsche oder „irgendetwas zu verbergen“ gleichgesetzt wird, versuchen sich andere darin, die angeblich horrenden Kosten von Bargeld aufzurechnen. Fehlanzeige, denn Bargeld ist für Händler die am günstigste Option.

Infografik: Barzahlung ist günstig und schnell | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Digitales Bezahlen kritisch und realistisch betrachtet

Kontaktloses Bezahlen per NFC in Sekunden. Kein langes Suchen nach dem passenden Kleingeld, kein Warten auf die Herausgabe. Während Anbieter und Finanzdienstleister die Sicherheit des Mobile Payment im Gegensatz zur Kreditkarte proklamieren, ist juristisch ist noch nicht einmal geklärt, wer bei einem Angriff haftet. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat in Sachen Sicherheit bei mobilem Bezahlen auch nur eine vage Ahnung.

Einkäufe mit Bargeld sind weitgehend anonymisiert, Verkäufer*innen und Kunden wissen um die Transaktion. Bei der Kreditkarte hingegen neben dem amerikanischen Kreditunternehmen in Übersee auch die Hausbank. Das schließt die Girocard (ehemals EC-Karte) mit ein. Dank der „Payment Service Directive“ (PSD2) sind noch weitere Drittanbieter bzw. Partner durch die Bank über das Kaufverhalten informiert. Somit auch der Staat, seine Finanz- und Sozialbehörden, deren Privatkontenabfragen inzwischen um rekordverdächtige 83 Prozent gestiegen sind.

Um dieser Kette noch die Krönung zu verleihen: Neben der Bank, ihren Partnern, dem Staat und seinen Behörden, wird auch noch der Mobile Payment-Anbieter und seine Vertragspartner umfassend mit persönlichen Informationen versorgt. Da Anbieter wie GooglePay und ApplePay auch mit anderen Dienstleistern verknüpft sind, zum Beispiel PayPal oder einer Kreditkarte, erweitert sich die Kette sogar noch um eine sechste Stelle.

Bequemlichkeit kostet

Die Bequemlichkeit in sekundenschnelle an der Kasse zu bezahlen kostet Privatsphäre. Und das in Zeiten, wo jedes Cookie im Internet einer dicken Warnmeldung und einer eigenen Deklarierung bedarf. Einkaufs- und Zahlungsdaten, gekoppelt mit den Standortdaten, die praktisch in die ganze Welt hinausgesendet werden. Doch was wird genau gesendet und was kann man daraus schließen?

Durch Miete und Nebenkosten lässt sich auslesen, wer wie und wo wohnt. Das Kaufverhalten: Was, wann, wo, wie oft. Welche Marken, physische und psychische Gesundheit anhand von Rechnungen, Zuzahlungen in der Apotheke usw. Die Freizeitbeschäftigungen und Vorlieben durch Reisen, Bestellungen, Dienstleistungen, Kino, Sportverein, Unterricht. Die persönliche Weltanschauung/Einstellung durch Mitgliedsbeiträge, Abonnements oder Spenden.

Anhand dieser Daten wird jeder einzelne gläsern, angreifbar und manipulierbar. Nachdem wir längst wissen, dass die große Überwachung und Sammelwut durch Behörden und Geheimdienste keine Verschwörungstheorien sind, sollten wir einmal darüber nachdenken, was passiert, wenn das Undenkbare eintritt. Ein Staat, der die Konten und Vermögen seiner Bürger einfriert, wie wir im Fall Griechenland während der Finanzkrise 2008 sehen konnten. Auch ohne Finanzkrise sollte man gerade in Deutschland mit seinem Ersparten auf dem Bankkonto besser nicht arbeitslos werden.

Folgen der Bargeld-Abschaffung

Häufig liest man über die Deutschen und ihr Bargeld. Rückständig, veraltet und es fehlt nur noch das Argument einer vermeintlichen German Angst. Bargeld ist anonym, und das ist das Problem. Schwarzarbeit und Geldfälschung würden mit nur einem Schlag ausgerottet werden. Am digitalen Kontostand ist allerdings schneller manipuliert, als eine Banknote gefälscht werden kann und ob Schwarzarbeit den schlimmsten Verlustfaktor darstellt, während CumEx zum Großteil ungeahndet bleibt, darf stark bezweifelt werden.

Die Folgen wären der unbegrenzte Zugriff auf die Privatvermögen der Bürger durch Banken und Staat, sowie der nahezu unbegrenzte Abgriff an Nutzerdaten jedes Einzelnen. Dies stellt nicht nur eine massive Freiheitseinschränkung dar, sondern bietet auch freie Hand für die fatale Wirtschaftspolitik der Negativzinsen, die dann in vollem Umfang auf die letzten, bislang unangetasteten Vermögen angewendet werden kann.

Soll nicht gespart werden?

Sparen die Bürger, hat die Wirtschaft davon nichts. Inzwischen wird laut ausgesprochen, was sich vor kaum zehn Jahren niemand getraut hätte: Geld zu besitzen, soll Geld kosten. Kostenlose Girokonten gehören fast der Vergangenheit an und erste Banken verlangen Strafgebühren für das Geld ihrer Kunden. Oder mit vertrauteren Worten: Negativzinsen. Und um noch etwas mehr ins Detail zu gehen, Ihr eigenes Geld gehört Ihnen gar nicht.

Weltweit bekannte Top-Ökonomen wie Larry Summers, die sich für die Bargeld-Abschaffung aussprechen, fordern die Abschaffung des Bargeldes, um die Privatvermögen mit vier bis fünf Prozent Minuszinsen zu belegen. Vereinfacht gesagt, vom bereits versteuerten Arbeitslohn, von dem auch schon Gebühren abgegangen sind, werden nochmals vier bis fünf Prozent abgezogen – nur, weil das Geld nicht der Bank gehört. Klar, dass es auf Dauer auch nicht bei vier bis fünf Prozent bleiben wird. Aber das ist noch nicht alles: Einlagensicherung? Im Krisenfall ist das Geld auf dem Bankkonto weg, egal wie viel „Wert“ es inflationsbedingt zu diesem Zeitpunkt noch hat.

Weitere Folgen in Kurzfassung
  • Schwarzmarkt und illegaler Tauschhandel 
    Während der großen Depression in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zeigte sich auch unter dem bestehenden Goldverbot klar, wie schnell und in welchem Ausmaß sich derartige Märkte entwickeln können. Ein häufiges Argument für die Bargeldabschaffung ist die Bekämpfung von Geldwäsche, Steuerhinterziehung etc. pp. Genau das Gegenteil wäre der Fall – seien es nun Naturalien, Drogen oder Alkohol, der Schwarzmarkt würde florieren und wäre für den Staat praktisch unkontrollierbar.
  • Edelmetallverbot unvermeidbar
    Ein Verbot, Gold oder andere Edelmetalle zu besitzen, wäre unumgänglich für den Staat, um einen ausufernden Schwarzmarkt unter Kontrolle zu halten. Wie oben bereits angedeutet, 1923 gab es bereits ein solches Verbot in Deutschland und den USA. Auch andere Naturalien müssten folgen, um die Entstehung weiterer Schattenmärkte zu unterbinden.
  • Abwertung
    Würde der Export-Weltmeister Deutschland oder die Eurozone das Bargeld abschaffen, hieße das nicht zwangsläufig, dass andere Staaten nachziehen. Deren nicht-digitale Währungen würde an Wert bzw. Bedeutung gewinnen, was unsere digitale Währung wiederum abwertet. Wie in der Vergangenheit oft zu sehen war, weichen Kreditnehmer für Einsparungen dann auf die Finanzdienstleistungen von Fremdstaaten aus. Auch könnte der lokale Handel Fremdwährungen akzeptieren, was die Negativspirale noch weiter befeuert.