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Impression Management

Einen hohen Stellenwert genießt in der gesellschaftlichen Ordnung die Selbstdarstellung. Zu allem Unglück existiert dafür sogar ein Fachterminus: „Impression Management“, um der legitim-gewordenen Überheblichkeit einen professionellen Anstrich zu verleihen und sie in positives Licht zu rücken.

Anfangs im beruflichen Aspekt dominant, ist sie auch aus dem privaten Bereich inzwischen nicht mehr wegzudenken. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Vielzahl von Methodiken. Sie zielen darauf ab, einen positiven Eindruck bei Vorgesetzten, Kollegen, Geschäfts- oder Gesprächspartnern, Freunden und Bekannten zu erzeugen. Die Art und Weise, sich kompetent und seriös darzustellen.

Dabei gilt es zwischen dieser offiziellen Auffassung und der inoffiziellen zu unterscheiden. Das Grundmotiv des Impression Management ist keineswegs ein seriöses Auftreten mit dem Ziel, eigene oder positive Eigenschaften hervorzuheben. Es handelt sich um ein inszeniertes Herausragen mit dem Wunsch nach Bewunderung, Aufmerksamkeit und Anerkennung – mit allen nötigen Mitteln.

Der eigene Vorteil steht dabei im Vordergrund und in immer schnellerem Tempo werden Scheinwelten kreiert, die sich hervorstechend präsentieren, im Hintergrund aber nichts weiter als gigantische Inszenierungen sind. Kommt uns das bekannt vor?

Soziale Netzwerke

Die sozialen Netzwerke sind ein regelrechter Spielplatz hierfür – was beispielsweise Twitter angeht, habe ich erst neulich darüber geschrieben.

Außerhalb der Arbeitswelt zeigt sich dieses Phänomen besonders gut in unpersönlichen Umgebungen. Seien es „Likes“, „Selfies“ oder zuhauf belanglose Themen, die bis zur Besinnungslosigkeit ausdiskutiert werden.

Daraus lässt sich sogar auf ganz unwissenschaftlicher Basis ableiten: Je weniger Fachwissen ein Initiator besitzt, desto stärker vertritt man eine Ansicht und verteidigt sie mit allen Mitteln. Dies nennt sich Dunning-Kruger-Effekt. Solcher Diskussionsstoff dient ausschließlich der Selbstpräsentation und soll bei den Betrachtern Bewunderung und Eifersucht auslösen.

Der Initiator strebt dabei nicht nur eine Selbstbestätigung an, sondern fordert gleichzeitig den „Bewunderer“ zu einem unterbewussten Duell heraus, um mit dem selbst zugeschriebenen Status auch langfristig mithalten zu können. Sollte jedoch genau der Fall eintreten, in dem sich der eigene Standpunkt als gefährdet erweist und das Selbstwertgefühl bedroht erscheint, gibt es je nach den Charaktereigenschaften beider Parteien zwei Möglichkeiten.

Entweder wird das unterbewusste Duell schlicht von der Betrachter-Seite abgelehnt, oder beide Parteien versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen. Letzteres ist wohl der Regelfall. Auch dieser Punkt unterteilt sich wieder in zwei Möglichkeiten. Entweder verläuft der Prozess dezent, oder er führt zwangsläufig zum Konflikt zwischen beiden Parteien.

Kognitive Dissonanz

Wer kennt nicht die Menschen, die sich ungeliebte Fakten schönreden. Sie sind die, für die ein Missstand immer noch schlimmer sein könnte. Oftmals erwecken solche Personen den Eindruck, als würden sie in einer eigenen Welt leben.

Auf das Umfeld wirkt diese Verhaltensweise oft provokativ und sorgt unter Umständen für hitzige Diskussionen. Doch setzt es nicht zwingend eine überhebliche Profilierung voraus, sondern verdeutlicht unterschwellig, dass dem Urheber ein Missstand sehr wohl bewusst ist, dieser aber einen inneren Konflikt verursacht.

Der Missstand zeigt sich unvereinbar mit den Ansichten und Vorstellungen der Person. Die Bezeichnung für dieses Verhalten lautet „kognitive Dissonanz“. Sie beschreibt u. a. das zwanghafte Verdrängen negativer Empfindungen durch Schönfärberei, um bestehende Anschauungen nicht zu gefährden und sämtliche innere oder äußere Störfaktoren auf ein Minimum zu reduzieren.

Die Initiatoren verweigern also die Akzeptanz von Gegebenheiten, um Verunsicherung, Ängsten oder Erklärungsnöten zu entgehen und vorhandene Ansichten zu rechtfertigen.

Fazit

Was haben wir nun praktisch gesehen vom Impression Management? Im Internet nichts weiter als überflüssige Diskussionen und Konflikte, die das eigentliche Thema durch sinnbefreite Wortschlachten verdrängen. Im privaten Bereich ein Dominanz-Spiel und in der Arbeitswelt eine Bühne für Blender und Nebelkerzen, die Kompetenz und Qualifikation gegen Schauspielerei verdrängen.