Mit der umstrittenen Arbeitsmarktreform „Agenda 2010“ brach auch der Ausbildungsmarkt quasi zusammen. Über Jahre wollten Firmen nicht mehr ausbilden: Zu teuer, zu viel Aufwand während damals „1€-Jobber“ und der Markt für Leih- und Zeitarbeit richtig in Fahrt kam.
Der perfekte Bewerber war 16 mit 30 Jahren Berufspraxis und bereit entgeltfrei ein Dauer-Praktikum zu absolvieren.
Die Folge: 2010 ist erst die verbindliche Schulempfehlung gefallen, dann wurden die Gymnasien gestürmt und schon wenige Jahre später riefen die Hochschulen um Hilfe, denn sie platzten mit den vielen Studenten aus allen Nähten. Der Studienandrang hat sich bis heute gehalten.
Ich erinnere mich gut an meinen Lehrstellen-Marathon vor rund 15 Jahren. Was durfte ich mir alles anhören: „Sie haben ja sogar das Abi! Super, aber das bringt uns nichts; keine Erfahrung, keine Praxis (…) wir brauchen schon jemanden, der etwas mitbringt„. „Hatten Sie schon Mal was mit Support zu tun?“ – Ich komme gerade frisch von der Schule und… – „Können Sie wenigstens C+?„. Oder: „Ihre Probearbeit war super, aber eine Zeitarbeitskraft werde ich schneller wieder los„. Und der Beste: „Bereit vorher ein Praktikum zu machen?“ – Klar! Nach sechs Monaten „Vorpraktikum“ fiel dem Chef rund vier Wochen vor Ausbildungsbeginn dann ein, dass der Betrieb überhaupt nicht ausbilden darf.
Im Kontrast dazu heute das Gejammer: Wir finden niemanden! Der Markt ist leer! Niemand will mehr eine Ausbildung machen! Ich genieße es, denn heute sind es genau die, die permanent über einen „Fachkräftemangel“ klagen und sich nach wie vor selbst das Wasser abgraben.