Vom Homeoffice zurück ins Büro, alles hat wieder geöffnet und die Lockdowns aus den Jahren 2020 und 2021 gehören der Vergangenheit an. Trotzdem sich der Arbeitsalltag wieder normalisiert hat, liest man noch bis heute über Vereinsamung, leidende Produktivität oder dem garantierten Ende der Karriere durch das Homeoffice.
Homeoffice Post-Corona
Geht es nach vielen Unternehmen, sind Angestellte stets faul und unmotiviert. Das sagt für mich persönlich zwar viel mehr über die jeweilige Unternehmenskultur aus, als über die Angestellten, doch gibt es in Medien und Firmen-Blogs fortlaufend Beiträge, die sich gebetsmühlenartig an vermeintlicher Einsamkeit und Unproduktivität abarbeiten.
Einsamkeit ist kein Argument mehr, denn heute gibt es keinen Lockdown mehr und auch keine „Homeoffice-Pflicht“ (§ 28b Abs. 4, IfSG), wie noch in den Jahren 2020 und 2021. Aber wenn es das nicht ist, überschätzen sich die Angestellten oder man liest ellenlange Artikel, deren Aussagekraft trotz viel Text gleich Null ist.
Bisweilen gewinnt man zunehmend den Eindruck, als seien die früher unproduktiven Dinge wie Flurfunk, Lästerei und Tratschen plötzlich etwas Gutes und erwünscht. Daneben stundenlanges Pendeln im Nahverkehr und der tägliche Stau. Ernsthaft? Anscheinend ja, denn der Mensch ist ein soziales Wesen und benötigt das.
Schlechte Nachrichten, Arbeitskräften gefällt das nicht. Analysen aus den USA zeigen, dass 87 Prozent der Angestellten auch nach COVID-19 bei Möglichkeit aus dem Homeoffice arbeiten wollen. Währenddessen verzeichnen Jobportale wie Indeed deutlich zunehmende Anfragen nach Heimarbeit.
Die Umweltfrage
Dieser Punkt wird leider in kaum einer Diskussion um das Thema Homeoffice aufgegriffen, daher möchte ich ihn hier einbeziehen. Es vergeht schließlich kein einziger Tag mehr, an dem wir nicht in der öffentlichen Berichterstattung mit Worten wie Klimakatastrophe oder Verkehrswende konfrontiert werden.
Nein, es haben nicht alle Berufsgruppen eine Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Das brauchen wir nicht zu diskutieren, denn es ist vollkommen klar und wird auch niemals auf alle Berufe anwendbar sein. Dennoch, laut einer Studie des Institut der deutschen Wirtschaft gibt es derzeit rund 14,8 Millionen Büroarbeitsplätze in Deutschland – Tendenz steigend.
Knapp 15 Mio. Menschen, die täglich mit dem Nahverkehr oder dem Auto zur Arbeit kommen. Glück hat, wer seinen Arbeitsplatz zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen kann. Aber wie viele sind das, wo Arbeitsagenturen das Pendeln von bis zu 180 Kilometern vom Wohnort als zumutbar betrachten? Hierzu konnte ich keine zuverlässigen Zahlen ermitteln, doch mit dem Maßstab, dass fast 70 Prozent aller Arbeitnehmer mit dem Auto zur Arbeit fahren, kann man sich die Dimensionierung ausreichend vorstellen.
Ich bin sicher, unsere Verkehrswege wären merklich entlastet, würde nur ein Drittel der oben genannten Büroangestellten von zu Hause aus arbeiten dürfen. Der Umweltaspekt liegt auf der Hand und bietet auch für Unternehmen Vorteile. Sie könnten sich bspw. Mieten und Nebenkosten für Büroräume sparen.
„Schockstudie“
Hand aufs Herz. Geht es in der ganzen Debatte nur um das Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche„, das bei der Telearbeit nicht mehr funktioniert?
Nun zur Studie: Im Homeoffice ist die Produktivität um ein Vielfaches höher. Das beweist eine neue Stanford-Studie, die Untersuchungen über zwei Jahre umfasst. Hier eine deutschsprachige Zusammenfassung und im nächsten Absatz die wichtigsten Aspekte dazu kurz aufgezeigt.
Warum die Produktivität im Homeoffice höher ist
Die Antwort ist darauf ist sehr einfach…
Mitarbeiter im Homeoffice wollen ihre Arbeit so schnell wie möglich „vom Tisch“ haben, damit sie es danach locker angehen lassen können. Das ist zugegeben keine effiziente Nutzung des Acht-Stunden-Arbeitstags, ändert aber nichts daran, dass sie sich offenbar wesentlich besser auf die Arbeit konzentrieren.
Währenddessen lümmeln die Büro-Kollegen genervt in ihren Drehstühlen und versuchen gezwungen den Eindruck zu erwecken, als wären sie irgendwie produktiv. Tatsächlich aber blicken sie alle fünf Minuten auf die Uhr, gähnen innerlich und fragen sich, wann sie endlich nach Hause gehen können.
Die acht Stunden anhaltende Produktivität ist ein Märchen, das mit Motivation wenig zu tun hat. Studien belegen, dass man maximal 4,5 Stunden pro Arbeitstag produktiv sein kann.