David gegen Goliath

Heute genau vor sechs Jahren, am 29. Januar 2015, fuhr ich so wie jeden Tag mit meinem Auto zur Arbeit. Den Abend zuvor regnete es stark, in der kommenden Nacht kühlte es stark ab und aus dem Regen wurde Schnee.

Die Folge waren vereiste Fahrbahnen und ein Winterdienst, der wie jedes Jahr vom Schnee „total überrascht“ wurde, kurzum die Straßen waren nicht geräumt.

Ob ihr es glaubt oder nicht, ich mochte diesen uralten, waldgrünen Opel Corsa Baujahr 1992. Ein zuverlässigeres Fahrzeug hatte ich nie wieder. Und auch kein günstigeres in der Haltung.

Ich, zwischen 40 und 50 km/h unterwegs an diesem Morgen, auf teils kaum noch erkennbaren Straßen mit 10 – 15cm Schneebelag und einer dicken Eisschicht darunter. Sogar zwei Mal noch überholt worden. Irgendwann während der Fahrt kam mir ein LKW entgegen, nichts ungewöhnliches auf dieser Strecke.

Filmriss

Die nachfolgenden Teile stammen nur aus der Aussage des Unfallgegners und einem weiteren Augenzeugen, ich selbst habe keine Erinnerung mehr daran.

Es rutschte eine Eisplatte vom Dach des LKW-Anhängers, direkt als wir uns passierten. Sie krachte auf mein Auto, ich drehte mehrmals im Kreis und schleuderte in den SUV des Fahrers, der sich hinter dem LKW auf der Gegenfahrbahn befand. Opel Corsa-Kleinwagen gegen Mercedes SUV – wahrhaftig David gegen Goliath…

Anscheinend war ich ziemlich weggetreten und nicht ansprechbar. Der Airbag meines grünen Flitzers hatte nicht ausgelöst. HWS-Trauma, eine leichte Kopfverletzung und ein paar blutige Stellen an den Knien. Der Unfallgegner völlig unverletzt, beide Autos jedoch ein Totalschaden. Der Fahrer des LKW fuhr unbehelligt weiter.

Tja! Ein Unfall passiert Mal, auch habe ich keine Schuld davongetragen, es war einfach Pech. Die Versicherung regulierte alles und ich lag einige Tage im Krankenhaus. Aber das war nicht der relevante Teil dieser Geschichte.

Verstrickungen

Den Opel Corsa hatte ich schon längere Zeit. Ich kaufte ihn als Führerscheinneuling unserem damaligen Nachbarn Hugo ab. Er war ein älterer Mann, der ihn nur noch in der Garage parkte. Ich mähte ab und zu seinen Rasen und unser Verhältnis war freundschaftlich.

Erst einige Zeit nach dem Unfall erfuhr ich, dass der Unfallgegner mit dem Mercedes SUV der Mann einer indirekten Arbeitskollegin war, der immer fröhlichen Empfangsdame meines Arbeitgebers. Sie war die Betreuerin meines ehemaligen Nachbarn. Nicht nur das, der Unfall geschah nur rund 200 Meter von dem Elternhaus Hugos entfernt, in dem er zwei Jahre zuvor auch verstarb.

In Anbetracht meiner leichten Verletzungen bei einem Zusammenstoß zwischen Kleinwagen ohne ausgelöstem Airbag und SUV, waren die Kollegin und ich einig, an diesem Morgen fuhr Hugo als Schutzengel mit.

Sachen gibts, die gibts gar nicht.