Applied Behavior Analysis (ABA), zu deutsch Angewandte Verhaltensanalyse. Es handelt sich um eine Form der Verhaltenstherapie, die unter anderem zur Behandlung von autistischen Kindern eingesetzt wird. Das Thema steht quasi unter Dauerfeuer, hitzige Diskussionen sind die Regel. Die einen schwören darauf, andere verdammen es. Ein wesentlicher Aspekt fehlt aber immer…
Da ABA und seine Abwandlungen immer wieder unter neuen Bezeichnungen bzw. neuen Elementen daherkommen, unter anderem Angewandte Verhaltensanalyse, operante Konditionierung, Verbal Behavior (VB), Early Start Denver Model (ESDM) etc. pp, verwende ich daher nachfolgend nur die meistverwendete Begrifflichkeit „ABA“.
Was ist ABA
In den 1960er-Jahren begründete der norwegisch-amerikanische Psychologe Ole Ivar Løvaas ABA. Er führte erste Behandlungen an autistischen Kindern durch. Ziel seiner Therapie war eine Verhaltensmodifikation, bei der „richtiges Verhalten“ (oder „erwünschtes Verhalten“) belohnt und „falsches Verhalten“ bestraft wird. Bestrafungen waren damals beispielsweise „leichte“ Elektroschocks oder Schläge.
Das Ziel, also den Kindern „richtiges Verhalten“ einzuprogrammieren, umfasste das Erzwingen einer Reaktion der autistischen Kinder, Blickkontakt herzustellen, zu sprechen, soziale Interaktion und andere Fähigkeiten herzustellen, die „normale Menschen“ besitzen. Dieses Vorgehen nennt sich operante Konditionierung.
Viele Elemente seiner Therapie stammen aus der Tierdressur (wie oft fälschlich bestritten wird). 1987 veröffentlichte Løvaas dann seine vielzitierte Studie, die angeblich 9 von 19 autistischen Kindern (nach 40 Wochenstunden über einen Behandlungszeitraum von Monaten bis Jahren) „normalisierte“. Evaluiert werden kann die Studie heute aus ethischen Gründen nicht mehr.
ABA heute
Heute werden (in Deutschland!) natürlich keine Elektroschocks und Prügel mehr angewendet. In den USA gibt es wiederum Therapien, die das immer noch und auch an Kindern anwenden (bspw. das umstrittene Judge Rotenberg Educational Center). Das Vorgehen ist aber immer noch gleich: Verhaltensmanipulation durch die sogenannte Three-Term Contingency: Reiz > Reaktion > Strafe.
Somit wird „gewünschtes Verhalten“ antrainiert, ohne dabei individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen. Genau das ist der Punkt, warum diese Therapieform so kontrovers diskutiert wird. Viele Institutionen behaupten, mit ABA eine der erfolgreichsten, am besten evaluierten Therapien zu haben, um Autisten zu therapieren.
Heutige Therapieziele sind das Abtrainieren „unnormaler“ Verhaltensweisen wie Spezialinteressen, Routinen und Stimming, Aushalten von Sinnesüberlastungen, Toleranz ungewünschter Berührungen, Blickkontakt bewältigen, Herstellen von Lebenspraxis, Einschulbarkeit, wirtschaftliche Verwertbarkeit.
Um das Vorgehen einmal vereinfacht zu beschreiben; Rückzugsmöglichkeiten sind ein autistisches Grundbedürfnis. Nun wird dieser Rückzug aber solange verwehrt, bis das Kind gewünschtes Verhalten aufzeigt (Blickkontakt aushält, spricht, sozial interagiert, sich berühren lässt etc.). Und als Belohnung gibt es dann die Rückzugsmöglichkeit.
Studien, Stellungnahmen, Untersuchungen, Analysen und mehr…
ABA-Befürworter zerreißen gerne die Kupferstein-Studie. Sie sagt aus, dass viele mit ABA therapierte Autisten, in Folge dessen das posttraumatische Stresssyndrom (PTSD/PTBS) aufweisen. Je nach Diskussionsniveau würden Kupferstein Kompetenzen oder Qualifikationen fehlen, überhaupt eine Studie zu veröffentlichen.
Was man jedoch stets kläglich vermisst, niemand geht auf ihre Punkte ein, lediglich ihre Person wird kritisiert. Wenig überraschend haben Befürworter eine Auswertung zur Hand, die Kupfersteins Studie zerpflückt. Und hier noch eine andere populäre, die ABA Erfolge attestiert.
Kupferstein ist übrigens nicht die einzige, die Untersuchungen zu angewandtem ABA angestellt und zu negativen Ergebnissen kam (oder gar PTSD als Folge feststellte). Sogar das US-Militär hat sich über mehrere Jahre mit dem Thema beschäftigt, ob die Angewandte Verhaltensanalyse funktioniert – und kam dabei ebenfalls zu negativen Ergebnissen.
Aus Deutschland hätten wir beispielsweise die Diplomarbeit von David Werner. Aus den USA nochmals Morton Ann Gernsbachers Metaanalyse.
Die renommierte Cochrane Collaboration analysierte 2012 einige Pro-ABA-Studien und kam zu dem Urteil, dass die Datenlagen der untersuchten Pro-Studien zu aussageschwach sind. Das ist nun das, was man bei uns in Deutschland „erfolgreichste, am besten evaluierte Therapie“ nennt.
Niemand fragt die Autisten
Der wesentliche Bestandteil fehlt grundsätzlich in dieser ewigen Diskussion: Die betroffenen Autisten. Also jene, an denen die ABA-Therapie angewandt wurde.
Elemente der operanten Konditionierung/ABA/VB werden inzwischen auch in herkömmlicher Psychotherapie und bei Erwachsenen angewendet. Es ist also falsch pauschal davon auszugehen, dass nur „schwere Fälle“ (also non-verbale oder jene, die nicht aktiv an der Außenwelt teilnehmen) in den Genuss dieser Therapieform kommen. Insofern zählt das ewige Argument nicht, dass sich „diese Autisten“ wie auch neurotypische Betroffene dazu gar nicht äußern können.
ABA-Therapeuten/-Befürworter setzen sich selten mit der Kritik von Autisten auseinander. Der Unfehlbarkeitsanspruch ist so hoch, dass reflexartig oft nur die Glaubwürdigkeit und Intention Betroffener angegriffen wird. Sie weisen gerne auf Studien und die stetige Veränderung der ABA-Therapie hin und führen an, wie sehr Autismus Familien ins Unglück stürzt: Minimales soziales Ansehen, Kostenbelastung, Stresstest für Ehen, schwerste Folgen für Geschwister („Schattenkinder“).
Einfach nichts aus dieser Argumentationsweise ist ein wirkliches Qualitätsmerkmal für ABA.
Persönliche Erfahrungen mit ABA
Die Therapeuten haben zu Beginn sehr genau analysiert, welche Bedürfnisse die einzelnen Autisten der Gruppe haben, was sie mögen und was nicht. Das wird im nachhinein als „Leckerli“ (Therapeuten-Jargon: „Positiver Verstärker“) gegen die autistische Person verwendet, um die eigenen Forderungen bzw. vom Therapeuten als angemessen empfundenes Verhalten zu erzwingen. Bei Kindern sind das natürlich Süßigkeiten, genau so aber Lieblingsspielzeuge, eine Rückzugsmöglichkeit oder ein simples Ruhebedürfnis.
Das altgediente Prinzip Zuckerbrot und Peitsche also. Sie ließen dich erst machen, analysierten fleißig und dann ging es zur Sache. Jedes autistische Verhalten wird dabei akribisch erfasst, mit dem Ziel, es zu beseitigen.
Essen
Ich war nie das Kind, das die typisch verhassten Essen wie Spinat, Blumenkohl oder Brokkoli abgelehnt hat. Aber ich mochte kein Apfelmus! Es riecht komisch, die Konsistenz ist abscheulich – grießig, matschig und es ist farblich abstoßend. Es schmeckt wie ein angefaulter Apfel, der mit Zimt wieder genießbar gemacht werden soll. Mit Äpfeln selbst habe ich im übrigen kein Problem.
Dieses Zeug gab es mehrfach wöchentlich zum Nachtisch und es gab richtig Ärger, weil alle es lieben, nur ich nicht. Warum auch immer das eine so große Sache war, sie war Bestandteil meiner ABA-Therapie. Dazu angermerkt sei, dass bereits vor der Therapie (Kindergarten)-Erzieher*innen bzw. Pädagogen, Familienmitglieder und alle die, die regelmäßig mit mir zu tun hatten, intensiv interviewt wurden.
Überraschung, in der Therapie wurde ich dann gezwungen, diese Apfelpampe zu essen. Sprichwörtlich bis zum Erbrechen. Die Schüssel damit vor mir, die Therapeutin neben mir, ständig kritisierte sie meine Sitzhaltung. Gerade und Stillsitzen, so lange, bis das Apfelmus heruntergewürgt war. Stimming (kurz für „Self stimulating behavior“, Schutz vor Reizüberflutung) währenddessen, unter Strafe verboten.
Löffel in den Mund, schlucken, übergeben. Und wenn ich mich erbrochen hatte, gleich den nächsten Löffel Apfelmus, denn das Kind schreit und zornt ja nur, weil es trotzig ist… 🙄 Der Eimer wurde gleich neben meinem Stuhl platziert.
Aus einer einfachen *nicht mögen*, wurden massive Ekel. Bis zum heutigen Tag ekelt mich nur der Geruch von Apfelmus.
Körperkontakt
„Angeleitetes Spielen“ hört sich harmlos an, wer sich allerdings mit Autisten auskennt weiß, dass sie sich in sozialer Interaktion unwohl fühlen. Das Problem nun daran ist, es ist nicht gesellschaftlich legitimiert, sich dabei unwohl zu fühlen.
Das elterliche auf den Arm nehmen, an der Hand nehmen, Küsschen, knuddeln und kuscheln – nein! Das war auch Bestandteil der Therapie, gezwungen werden es zu ertragen, von Therapeuten und anderen Kindern in diesen pathologisierten Spielen, berührt zu werden. Wenn du dich nicht berühren lassen kannst, wird so lange wiederholt, bis es klappt. Egal ob du müde bist oder auf die Toilette musst. „Zum Klo darfst du erst, wenn du die Hand von Marie-Luise geschüttelt hast„! Oder eine kurze Ruhepause einlegen, oder ein bevorzugtes Spielzeug benutzen (bloß kein Stimming, verboten!).
Von Polonaise mit Anfassen, bis zum Spiel. Sortiert das autistische Kind Bauklötze nach Farben, ist es falsches Spielen und Strafe droht. Richtiges Spielen ist, irgendetwas daraus zu bauen. Aber auch ein einfarbiges Bauwerk wäre wieder falsch. Auch im Spiel mit Menschen-Spielfiguren darf nichts stattfinden, das in der Auffassung des anwesenden Therapeuten „unnormal“ wäre. Also bspw. dürfte kein Teddybär in dieses Spiel einbezogen werden. Die Figuren haben stattdessen „normal“ miteinander zu interagieren. Ich denke, mit diesem Part wären sogar neurotypische Kinder erfolgreich verwirrt worden.
Man kann mich heute anfassen ohne, dass ich zurückschrecke und mein Unbehagen kundtue. Das ist dann wohl ein Therapie-Erfolg. Das heißt aber noch lange nicht, dass mir das nichts ausmacht! Innerlich schreie ich, werde zittrig und beginne schnell zu schwitzen. Es ist für mich nach wie vor eine Verletzung meiner Intimsphäre.
Blickkontakt
Nicht nur, dass man dir aus jedem Winkel die Augen aus dem Kopf starrt, man wird durch den behandelnden Therapeuten sogar berührt – mit der Hand am Kinn gepackt um so den Blickkontakt zu erzwingen. Das ist noch Mal ein wenig anders, als andere Kinder zu berühren und von ihnen berührt zu werden. Letzteres ist einfach berechenbarer, das autistische Gegenüber-Kind berührt mich aus eigenem Unbehagen schon behutsamer.
Das hier war die schlimmste Behandlung, zu sehr ins Detail möchte ich nicht und kann es auch nicht.
Kein Behandlungserfolg. Ich habe lediglich gelernt, es so aussehen zu lassen, als würde ich Blickkontakt aufbauen. Ich kann tatsächlich gesteuert mit nur einem Auge latent schielen – das fällt unter eine Winkelfehlsichtigkeit. Dem Gegenüber fällt das kaum auf und mein Sichtfeld verschwimmt dabei so stark, dass alles nur noch ein farbiger Brei ist. Verrückt, dass erzwungenes Schielen gesellschaftlich legitimierter ist, als den Blick schweifen zu lassen.
Sprache
Ich habe früh angefangen zu sprechen, aber nicht alles erwidert. Bitte und Danke fielen schwer. Fragt mich man mich heute am Esstisch: „Gibst Du mir das Salz, bitte?“, würde ich mich mit dem Streuer in der Hand reflexartig bedanken.
Wir haben uns heute zwar schon zehn Mal gesehen, werfen uns aber immer noch im Vorbeigehen eine hohle „Hallo“-Phrase hinterher. Keine Ahnung, warum alle immer und immer wieder über das Wetter debattieren, aber plappern wir einfach mal den aktuellen Wetterbericht nach, um Höflichkeit zu demonstrieren.
Nun aber zurück in die kindliche ABA-Therapie. Es wird dir hundert Mal die gleiche Frage gestellt und du hast zu antworten. Nicht irgendeine Antwort, sondern das, was die Therapeutin hören will. Ein Rate-Spielchen mit Bestrafung also, da die autistische „Intuition“ nun mal ganz anders funktioniert. Wie macht die Kuh? – „Mäh!„. Das neurotypische Kind würde korrigiert werden („Muh macht die Kuh!„), das autistische wird dafür bestraft.
Und wenn du unter striktem Aufsteh-Verbot dann irgendwann auf „Muh!“ gekommen bist, gibt es einen Keks. Das Beispiel mit Muh und Kuh war nun natürlich extrem simplifiziert. Es geht nur darum, ein Verständnis für die Vorgehensweise aufzubauen.
Nun hat du also Muh gesagt. Nur weil es einmal geklappt hat, hieß das nicht, dass es in der nächsten Stunde auch noch so ist. ABA baut daher auf strikte Wiederholungen, solange bis die Umprogrammierung funktioniert. Und das funktioniert nur unter hohem Stressdruck und dem Erzeugen von Angst (vor Strafen).
Dabei wird gerade an dieser Stelle oft gerechtfertigt, dass Autisten Wiederholungen mögen. Ja, aber doch nicht so! Zusammenfassend kann man also sagen, es ist wie in der Hundeschule: Gut gemacht: Leckerli. Schlecht gemacht: Bestrafung. Empfehlung am Rande: Lesen Sie, was ein Hunde-Trainer zu ABA sagt.
Stimming
Stimming tritt zwangsläufig während der Therapie auf und wird, wie schon mehrfach angedeutet, vehement unterbunden. Ich zum Beispiel wurde mit Wasser bespritzt (ja, ungelogen und wirklich!). Auch wurden in den Gruppenstunden Kinder gegeneinander aufgehetzt. Macht ein Kind etwas autistisches, müssen alle anderen mit dem Finger auf es zeigen und gekünstelt lachen. Damit sollen Peinlichkeitsgefühle erzeugt werden und glauben Sie mir, das macht alles noch viel schlimmer.
Auch hier wieder nur ein fragwürdiger Therapieerfolg. Mein Stimming hat sich von Wippen in das Wiederholen von Fluchworten verlagert – so ähnlich vorstellbar wie das Tourette-Syndrom. Heute klappt das meistens „leise“ und ich habe es geschafft, das alles über Stunden aufzustauen und erst zu Hause abzulassen. Aber nur durch Eigenleistung.
Persönliches Fazit: ABA ist keine Inklusion
Ich kann bestätigen, dass ABA funktioniert. Wie sollte es auch nicht funktionieren, wenn dabei unter Strafe Grundbedürfnisse entzogen werden. Das Therapieziel dient nicht den Autisten, sondern ihrem Umfeld. Innerpsychische und emotionale Zusammenhänge sind dabei irrelevant und Betroffenen wird vermittelt, dass sie nur etwas wert sind, wenn sie bestimmten Anforderungen entsprechen.
Natürlich ist obiges Erlebte nicht vollständig. Ich habe alles nur ein Bisschen angerissen und könnte in Vollständigkeit ein Buch damit füllen. Diese „Übungen“ habe ich als durchgehend belastend empfunden und der Stresspegel war stets am Anschlag. In einer Gezwungenen, belasteten Atmosphäre mit anderen Kindern, die aufgescheucht irgendwo zwischen Overload und Meltdown steckten. Schon nach wenigen Wochen bekam ich Schreikrämpfe, kurz bevor es wieder zur Therapie ging. Alpträume die Nacht danach.
Ich wurde gedemütigt, es wurden Toilettengänge, Essen, Trinken und Ruhepausen verweigert und ich wurde angeschrien. Natürlich weiß ich um die „Autism Mom’s“, die ABA huldigen und sagen, es hätte ihren nonverbalen Kindern das Sprechen ermöglicht und geholfen, Selbstständigkeiten zu entwickeln. Das will ich nicht in Zweifel ziehen und auch gar nicht absprechen. Allerdings maße ich mir an, davon abzuraten, weil das gezielte Umprogrammieren eines Menschen schlicht unmenschlich ist und negative Folgen für das weitere Leben hat!
Zum Glück(!) erkannten meine Eltern *irgendwann* die negative Wirkung dieser Therapie und ich wurde daraus erlöst – leider erst nach knapp zwei Jahren. Und ja, ich habe deshalb die Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS/PTSD) erhalten.
Bis heute verlaufen bei mir in konvergenten Situationen unzählige, dem geschuldete Mechanismen: „Habe ich das richtig gemacht? War es zur Befriedigung des Anderen? Was macht man jetzt gleich mit mir?“ Es ist eine fürchterliche, ständige Ungewissheit und ich habe quasi keine Chance mehr zu erkennen, was ich im Alltag überhaupt richtig mache.
Das äußert sich mit höchster innerer Anspannung und Panikattacken, Alpträumen, ständiger Nervosität, Zittern, Übelkeitsattacken. Aber ich funktioniere einigermaßen im Rahmen der Erwartungen anderer – und das ist wohl alles, was zählt.
Zusammenfassung
- ABA trainiert autistische Kinder, gemachte Erfahrungen zu leugnen oder zu redigieren.
- ABA zwingt, Stimming zu unterdrücken, obwohl es sich um eine maßgebende Komponente beim Stressmanagement von Autisten handelt.
- Es werden Methoden aus der Tierdressur verwendet.
- Es erzwingt Konformität statt Individualität und konstruiert ein falsches Selbstbild (Freie Selbstentfaltung bzw. selbstbestimmte Lebensgestaltung wird systematisch unterbunden).
- ABA impliziert Patienten, dass etwas mit ihnen nicht stimmt und korrigiert werden muss.
- Es wird von der Nichtexistenz eines Individuums ausgegangen, das therapeutisch nach Belieben geformt werden kann.
- Studien werfen erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit von ABA auf. Depressionen, PTSD, Suizidalität sind häufige Folgen.
- ABA bestraft Gefühle und körperliche Reaktionen.
- Es pathologisiert Spielen.
- Es entzieht Grundbedürfnisse.
- Es funktioniert nur mit Demütigung und Bestrafung.
- Es wird oft mit bis zu 40 Wochenstunden auf Kinder angewendet.
Evidenzbasierte Therapien für Autisten
TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children) hat sich bewährt. Dieses Konzept wird auch bei uns in Deutschland angeboten, zum Beispiel in Hamburg.
Entwickelt wurde TEACCH an der University of North Carolina (USA) und wird seither erfolgreich angewendet – ganz ohne Folgeschäden! Diese Therapieform basiert auf individueller Diagnostik, Ganzheitlichkeit und Förderung. Sie hat sich bewährt beim Erlernen funktionaler Verhaltensweisen und selbstständiger Handlungskompetenz. TEACCH hilft außerdem bereits vorhandene Fähigkeiten und Fertigkeiten zu optimieren.
Leider ist es in Deutschland regional extrem unterschiedlich, welche und leider auch ob überhaupt Therapien für autistische Menschen angeboten werden. Die Kostenübernahme ist wieder ein ganz anderes Thema, hier empfiehlt es sich, vorab die Krankenversicherung zu kontaktieren.
Mein Ratschlag
Horror-Geschichten von ABA-Befürwortern hört man oft: Ihr Kind endet im Erwachsenenalter in einer WfbM (Werkstatt für behinderte Menschen), muss in ein Pflegeheim und ABA sei die einzige wirksame Methode. Das ist falsch und dabei wird stets mit Schuldgefühlen und Vorwürfen an die Eltern gearbeitet.
Vor dem Beginn einer Therapie für Ihr Kind rate ich Ihnen aus eigener Erfahrung, die veralteten Weltbilder mancher Ärzte und Therapeuten zu hinterfragen! Hören Sie dabei nicht einfach auf mich, sondern setzen Sie sich auch mit anderen Betroffenen auseinander. Eine Leseempfehlung an dieser Stelle, der Bericht eines ehemaligen ABA-Therapeuten (engl.) über die Auswirkungen dieser Therapieform.
Ole Ivar Løvaas
Zum Abschluss möchte ich noch ein Zitat des ABA-Begründers Ole Ivar Løvaas anbringen:
You have a person in the physical sense — they have hair, a nose and a mouth — but they are not people in the psychological sense. One way to look at the job of helping autistic kids is to see it as a matter of constructing a person.
Ole Ivar Løvaas, 1974.